In der Analyse: Die ersten CDR-Berichte wurden veröffentlicht 

In diesem Sommer am 05. Juli 2022 wurden erstmalig Berichte zur Corporate Digital Responsibility (CDR) der Mitglieder der CDR-Initiative veröffentlicht. Deren Mitgliedsunternehmen – BARMER, Deutsche Telekom, ING, Otto Group, Telefónica, Weleda und Zalando – stammen aus diversen Branchen und wollen zukünftig jährlich über ihre CDR-Maßnahmen berichten.  

Für CDR gibt es bisher keinen gültigen Standards oder Berichtspflichten in Deutschland. Daher bleibt es Unternehmen selbst überlassen, ihr digitales Handeln zu evaluieren, beispielsweise wenn Prozesse so automatisiert werden, dass Mitarbeitende immer weniger Austausch mit echten Menschen haben oder Bewerbungen auf Grund von statistischen Ungenauigkeiten aussortiert werden.  

Die CDR-Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) verfolgt daher das formulierte Ziel, eine Lern- und Austauschplattform für engagierte Unternehmen zu sein, um die unternehmerische Verantwortungsübernahme im digitalen Wandel auf freiwilliger Basis zu fördern.  

In einem gemeinsamen CDR-Kodex haben sich die Mitgliedsunternehmen der CDR-Initiative dazu verpflichtet, aktiv zu werden und konkrete CDR-Maßnahmen einzusetzen. Die veröffentlichten Berichte dienen daher der Vorstellung eben dieser Maßnahmen.  

Berichtanalyse 

Anhand von fünf Handlungsfeldern – (1) Umgang mit Daten, (2) Bildung, (3) Klima- und Ressourcenschutz, (4) Inklusion und (5) Mitarbeitenden-Einbindung – werden die einzelnen Maßnahmen vorgestellt.  

Die Berichte sind dabei immer gleich aufgebaut: Zu jedem Handlungsfeld gibt es durch die Initiative formulierten Ziele, welche dann durch die beschriebenen Maßnahmen erfüllt werden sollen. Dabei wird der Status der Maßnahme mit angegeben – entweder umgesetzt oder in Planung. 

Jeder Bericht gibt zu Beginn eine kurze Einleitung gefolgt von einem „Eingangsbeispiel“. Die Bank ING berichtet etwa über ihr „Smart-Movers-Programm“, ein IT-Umschulungsangebot für Mitarbeitende oder der Online-Versandhändler Zalando zeigt, wie sich mithilfe von Machine Learning die Retourenquote reduzieren lässt. Abschließend geben die Unternehmen Auskunft, wie CDR im Unternehmen verankert wird. 

Einblick in die CDR-Berichte 

Im Folgenden zeigen wir schlaglichtartig auf, wie die Unternehmen ihren CDR-Ansatz beschreiben und geben Einblicke in ihre CDR-Maßnahmen: 


CDR @ BARMER 

Laut BARMER ist CDR ein Thema für das Top-Management. Bei ihr wird das Thema vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, dem Chief Digital Officer sowie der Digitalkoordinatorin der hauseigenen Innovationsabteilung (BARMER.i) angetrieben. 

Genannte Maßnahmen 

  • Wertekompass – Die BARMER hat sich einen digital-ethischen Wertekompass gegeben. Diese sollen zukünftig u. a. bei der Entwicklung von Digital-Projekten eingesetzt. In einem „Werte-Check“ werden die Projektziele mit den digital-ethischen Werten abgeglichen. – Handlungsfeld: Umgang mit Daten; Ziel: Verantwortlichen Umgang mit Daten im Unternehmen sicherstellen. 
  • Mitarbeiter-Programm „DigiCoaches“ – Um Mitarbeitende bei den vielfältigen Themen der digitalen Transformation zu beteiligen, setzt die BARMER auf sogenannte DigiCoaches. In ihren Teams dienen die DigiCoaches als Ansprechpersonen und motivieren für neue Entwicklungen im digitalen Ökosystem der BARMER. – Handlungsfeld: Bildung; Ziel: Über ethische Fragen der Digitalisierung aufklären. 

CDR-Bericht BARMER 


CDR @ Deutsche Telekom 

Bei der Deutschen Telekom sind die beiden Vorstandsabteilungen Group Corporate Responsibility und Law & Integrity federführend für die Weiterentwicklung ihrer CDR. Sie werden dabei von einer internen CDR-Community unterstützt, die über die Abteilungsgrenzen hinaus geht. 

Genannte Maßnahmen 

  • Kampagnen für mehr Aufmerksamkeit – Die Deutsche Telekom organisiert eine Reihe von Formaten, um auf CDR-Themen aufmerksam zu machen. So bringen sie z. B. das Jugendmagazin „Reif“ heraus, ein Magazin für News aus der Technik- und IT-Welt oder initiierte die Initiative „#DABEI – Gegen Hass im Netz“. – Handlungsfeld: Bildung; Ziel: Über Chancen und Risiken aufklären und zu eigenständigem Handeln befähigen. 
  • Digital Ethics Assessment – Das zentrale Qualitätssicherungs-Programm, kurz PSA (Privacy- and Security Assessment) der Deutschen Telekom, wurde um ein Digital Ethics Assessment erweitert. Damit soll sichergestellt werden, dass ihre Leitlinien für Künstliche Intelligenz bei der Entwicklung von Produkten und Services berücksichtigt werden. – Handlungsfeld: Umgang mit Daten; Ziel: Verzerrungen von Datenanalysen („Bias“) aktiv entgegenwirken. 

CDR-Bericht Deutsche Telekom 


CDR @ ING 

Corporate Digital Responsibility ist bei ING als Teil der Unternehmensverantwortung thematisch in dem an den CEO angebundenen Center of Expertice (CoE) Strategy and Business Development angesiedelt. Daneben übernehmen operative Einheiten mit einem Bezug zur Entwicklung von digitalen Prozessen Verantwortung bei der Berücksichtigung von CDR-Aspekten. Zusätzlich übernimmt der Verbraucherschutzbeauftragte der ING eine koordinierende Funktion gegenüber internen und externen Stakeholdern für den Bereich CDR. 

Genannte Maßnahmen 

  • Local Data Ethics Councils – ING hat Local Data Ethics Councils eingerichtet, an die sich Mitarbeitende wenden können, wenn sie ethische Fragen im Zusammenhang mit der Nutzung von Daten haben. Die Councils haben den Zweck, eine strukturierte Diskussion über ethische Fragen zu gewährleisten, ethisches Verhalten zu fördern und sicherzustellen, dass die ING ethische Fragestellungen rund um die Datennutzung konsistent behandelt. – Handlungsfeld: Bildung; Ziel: Über ethische Fragen der Digitalisierung aufklären. 
  • Digital ethische E-Learnings – Die ING schult ihre Mitarbeitenden mithilfe von E-Learnings. Lerneinheiten wie „Datenethik“ oder „Dealing with Dilemmas“ sensibilisieren die Mitarbeitenden hinsichtlich ethischer Fragen (bspw. Aufkommen von Bias) bei der Verwendung von Daten. – Handlungsfeld: Umgang mit Daten; Ziel: Verzerrungen von Datenanalysen („Bias“) aktiv entgegenwirken. 

CDR-Bericht ING 


CDR @ Otto Group 

Jede Konzerngesellschaft der Otto Group gestaltet ihre Ziele hinsichtlich ihrer CDR, was unternehmensintern „Digital Responsibility“ genannt wird, individuell angepasst an ihre jeweiligen Geschäftsmodelle. Die Ziele der Konzerngesellschaften werden von einem zentralen Gremium, dem Corporate Responsibility-Board, mit Blick auf Ambitionsniveau und Wirksamkeit diskutiert und verabschiedet. Zusätzlich gibt es in jeder Konzerngesellschaft eine Ansprechperson, die sich in die entsprechenden Fachbereiche vernetzt und die Zielsetzung und -erreichung vorantreibt. Außerdem gibt es in der Otto Group Holding eine zentrale Ansprechperson, deren Hauptaufgabe die gruppenweite Koordination und Weiterentwicklung des Themas ist. 

Genannte Maßnahmen 

  • Ethical AI Community – 2021 gründete die Otto Group die gruppenweite „Ethical AI Community“. Innerhalb dieser können sich Mitarbeitende aus dem Bereich Daten und KI vernetzen und austauschen. Die Community beschäftigt sich u. a. inhaltlich mit den Risiken sowie mit Maßnahmen zur Vermeidung von Bias. Zusätzlich werden innerhalb der Community KI-Governance Ansätze entwickelt. – Handlungsfeld: Bildung; Ziel: Über ethische Fragen der Digitalisierung aufklären. 
  • Systeme zur Anonymisierung von Daten Die Gesellschaften der Otto Group verwenden weitreichende Systeme zum Zweck der Pseudonymisierung sowie der Anonymisierung von Daten: (1) Verschlüsselung personenbezogener Daten durch „unabhängige Dritte“ (sogenannte „Trusted-Third-Parties“, (2) Auslagerung von Datenverarbeitungen an einen Datentreuhänder, (3) Umwandlung von Daten in sogenannte „Synthetische Daten“ vor der Durchführung von Analysen. – Handlungsfeld: Umgang mit Daten; Ziel: Verantwortliche Technikgestaltung im Umgang mit Daten fördern. 

CDR-Bericht Otto Group 


CDR @ Telefónica 

Für die Entwicklung des Themas Corporate Digital Responsibility ist im Vorstandsbereich der Telefónica die Stelle des Chief Officer Legal & Corporate Affairs zentral. 

Genannte Maßnahmen 

  • Digitale Weiterbildungsinitiative – Mit der unternehmensweiten digitalen Weiterbildungsinitiative „Digital Basics“ vermittelt Telefónica ihren Mitarbeitenden wichtige Grundkompetenzen der Digitalisierung, wozu auch die Beschäftigung mit ethischen Risiken gehört. – Handlungsfeld: Umgang mit Daten; Ziel: Verzerrungen von Datenanalysen („Bias“) aktiv entgegenwirken. 
  • Ethische Prinzipien zur Nutzung künstlicher Intelligenz – Telefónica orientiert sich bei der Verwendung von KI an ethischen Prinzipien. Zentral dabei ist für sie, dass der Mensch immer oberste ethische Instanz bleibt und der KI Grenzen gesetzt werden. – Handlungsfeld: Umgang mit Daten; Ziel: Verzerrungen von Datenanalysen („Bias“) aktiv entgegenwirken. 

CDR-Bericht Telefónica 


CDR @ Weleda 

Corporate Digital Responsibility bei Weleda ist eng verknüpft mit der Organisationsentwicklung und digitalen Transformation. Zentrales Beratungsorgan für CDR ist das „CDR Council“, welches von der Geschäftsleitung bestimmt und überwacht wird. Das CDR Council gibt verbindliche Handlungsempfehlungen und bearbeitet alle digital-ethischen Fragen. 

Genannte Maßnahmen 

  • CDR Check – Projekte bei Weleda unterliegen einem Portfolio-Prozess. Innerhalb dieses Prozesses kommt ein „CDR Check“ zum Einsatz. Dieser besteht aus zwei Schritten. Im ersten Schritt werden sieben Fragen an das Projekt gestellt, wird eine der Fragen mit ja beantwortet gilt es als CDR-relevant. CDR-relevante Projekt werden mit Projektverantwortlichen besprochen. Es wird überprüft, ob digital-ethische Dilemmata vorliegen und ob besondere Maßnahmen abgestimmt werden müssen. – Handlungsfeld: Bildung; Ziel: Über ethische Fragen der Digitalisierung aufklären. 
  • Projekte zur digitalen Teilhabe – Weleda fördert gezielt digitale Grundkompetenzen zur Teilhabe. So bspw. mit dem Format #TecSnacks. Dort werden in kurzen Videosequenzen Grundlagen zur Teilhabe an der digitalen Arbeitswelt von Mitarbeitenden vermittelt. – Handlungsfeld: Inklusion; Ziel: Lösungen zur Unterstützung der Teilhabe fördern. 

CDR-Bericht Weleda 


CDR @ Zalando 

Bei Zalando kümmern sich mehrere Teams um die Weiterentwicklung ihrer CDR. Während die Nachhaltigkeitsmaßnahmen vom Director Sustainability betreut werden, werden die Maßnahmen, die sich mit dem verantwortungsvollen Umgang mit Daten beschäftigen, vom Head of Privacy Governance verantwortet. 

Genannte Maßnahmen 

  • Digitaler Produktpass – Zalando hat 2020 die erste „redeZIGN for circularity“-Kollektion des hauseigenen Labels ZIGN eingeführt. Jedes Kollektionsteil enthält im Etikett einen digitalen Produktpass in Form eines QR-Codes. Dieser führt zu einer Produktseite, auf der Personen mehr über die Herkunft des Artikels erfahren und weitere Informationen zur Weiterverwendung nach dem Kauf erhalten können – bspw. die verwendeten Materialien oder Angaben zur Produktionsstätte. – Handlungsfeld: Klima- und Ressourcenschutz; Ziel: Digitale Lösungen zum Schutz unserer Umwelt stärken. 
  • Einführung des hybriden Arbeitsmodelles – Zalando befindet sich zurzeit in einem Lernjahr hinsichtlich der Gestaltung ihres hybriden Arbeitsmodelles. Zurzeit ist es Teams freigestellt, wie sie die Vor-Ort-Präsenz der einzelnen Mitglieder gestalten. Zusätzlich werden Umfragen unter den Beschäftigten durchgeführt. Diese werden mit der Mitarbeitendenvertretung gemeinsam ausgewertet. – Handlungsfeld: Mitarbeitenden-Einbindung; Ziel: Mitarbeitende in der digitalen Transformation an der Gestaltung und Entscheidungsfindung beteiligen. 

CDR-Bericht Zalando 

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